Die Knospe als Symbol unseres Lebens
„Die Zeit verändert uns nicht, sie entfaltet uns nur.“ (Max Frisch)
Anhand der Knospe werden wir unserer selbst bewusst. Unser Wesen kommt zum Vorschein.
Wer sind wir eigentlich?
Diese immer wieder gestellte Frage nach dem Eigentlichen gehört zu unserem Leben und stellt sich uns in allen Lebenszyklen auf’s Neue, ganz besonders aber im Frühjahr, wenn draußen die Knospen treiben.
Schauen wir uns einmal die Knospe genauer an: In ihr ist schon alles enthalten, was später sichtbar wird: Blätter, Stengel, Blüten im Keime. Noch sind Hemmstoffe (Blastokoline) wirksam, die die Entfaltung zurückhalten, damit der richtige Zeitpunkt des Austreibens abgewartet wird. Äußere Bedingungen wie Boden, Licht und Wärme entscheiden aber auch mit, wann der richtige Zeitpunkt gekommen ist. Er lässt auf sich warten, er kommt zu „seiner Zeit“ – aber die Sehnsucht nach Frühling und die Ahnung, dass er mit Sicherheit kommt, scheinen tief in der Knospe verankert.
Uns Menschen stellt sich die Frage, ob wir Ähnliches bei uns entdecken können – sind auch wir „Knospe“? Haben wir ein Umfeld, in dem wir gedeihen können? Halten uns „Hemmstoffe“ zurück? Welcher Art sind sie? Wer gibt uns das „Licht“, in dem wir wachsen können? Menschen, die uns wirklich wahrnehmen, so wie wir sind? Kulturelle Highlights? Das „Licht der Erkenntnis“? Oder spirituelle Eingebungen? An welchem Feuer können wir uns erwärmen, – an welchem Geist entzünden?
Wenn die Knospe ausgetrieben ist, entstehen neue am ausgetriebenen Zweig – mit derselben genetischen Information – und die neuen gleichen der alten Knospe.
Das, was bleibt, ist das Wesen in uns. Lebensphasen gehen zu Ende, neue entstehen. Besonders in Krisenzeiten kommt unser Wesen zum Vorschein, entfaltet sich neu, wird zu seiner Zeit zu einer neuen Knospe.
„Vergiss nicht Dein Wesen und werde, der Du eigentlich bist, so wie ein Apfelzweig nicht zu einem Kirschzweig werden kann!“